Was ist eigentlich entkoffeinierter Kaffee?
Wie der Name schon vermuten lässt, ist entkoffeinierter Kaffee eine Version des beliebten Heißgetränks, für die den Kaffeebohnen der anregend wirkende Inhaltsstoff Koffein entzogen wurde. Auch bekannt als „decaffito“, „decaffeinated coffee“ oder kurz „decaf“, kann der koffeinfreie Kaffee mithilfe verschiedener Verfahren hergestellt werden. Dazu werden in der Regel Arabica-Bohnen verwendet, da diese von Natur aus nur halb so viel Koffein enthalten wie Robusta-Bohnen.
Ist der Kaffee wirklich 100% koffeinfrei?
Tatsächlich sind die entkoffeinierten Bohnen nie zu 100 Prozent koffeinfrei – aber fast. Zumindest in Europa, denn hier darf der entkoffeinierte Kaffee nach gesetzlichen Vorgaben maximal 0,1 Prozent Koffein enthalten. Bei Instantkaffee liegt die Höchstgrenze bei 0,3 Prozent. Außerhalb von Europa sind die Standards etwas großzügiger: hier müssen den gerösteten Bohnen mindestens 97 Prozent ihres Koffeins entzogen worden sein, damit das Produkt als „koffeinfrei“ deklariert werden darf. Auch „koffeinfreier“ Kaffee enthält demnach fast immer noch einen kleinen Rest Koffein. Die Wirkung einer so geringen Menge auf das Zentralnervensystem ist jedoch in der Regel kaum spürbar. Tatsächlich bräuchte es zehn bis zwanzig Tassen der entkoffeinierten Version, um einen ähnlichen Effekt wie mit einer Tasse normalem Kaffee zu erzielen.
Die Geschichte des koffeinfreien Kaffees
Das erste Verfahren für das Entkoffeinieren von Kaffee wurde 1903 von dem Gründer der Firma Hag, Ludwig Roselius, entwickelt. Nach dem Tod seines Vaters mit nur 59 Jahren begann er, die Auswirkungen von Koffein auf die Gesundheit zu erforschen, da die Ärzte einen zu hohen Kaffeekonsum als Todesursache vermuteten. Nur drei Jahre später reichte Roselius ein Patent für das nach ihm benannten „Roselius-Verfahren“ ein – das erste wirtschaftlich genutzt Entkoffeinierungsverfahren für Kaffeebohnen. Die Bohnen wurden bei diesem Verfahren zuerst zum Quellen in Salzwasser eingelegt, bevor in einem zweiten Schritt Benzol hinzugegeben wurde, um das Koffein aus den Kaffeebohnen zu lösen. Da heute jedoch die krebserregende Wirkung von Benzol bekannt ist, wird das Roselius-Verfahren nicht mehr angewendet.
Wie wird Kaffee heute entkoffeiniert?
Moderne Verfahren zum Entkoffeinieren beginnen meist schon bei den grünen, ungerösteten Kaffeebohnen. Zu den wichtigsten Methoden zählen dabei:
Direkte Entkoffeinierung
Die direkte Entkoffeinierung funktioniert im Grunde genommen noch nach demselben Prinzip wie das Roselius-Verfahren: Die Bohnen werden zunächst eine halbe Stunde lang heißem Wasserdampf ausgesetzt, bevor sie für 10 bis 12 Stunden in Lösungsmittel (Ethylacetat oder Dichlormethan) eingelegt werden, welche das Koffein aus den Bohnen extrahieren. Anschließend werden die Bohnen für mehrere Stunden getrocknet, um eventuelle Lösungsmittelreste zu entfernen.
Kohlendioxid-Verfahren
Da insbesondere Dichlormethan die Verträglichkeit des Kaffees negativ beeinflussen kann, wurde auch ein lösungsmittelfreies Verfahren zum Entkoffeinieren entwickelt. Dabei werden die grünen Kaffeebohnen hohem Druck von 73 bis 300 Bar ausgesetzt und mit gasförmigem oder flüssigem CO2 gespült. So wird das Koffein von den Bohnen getrennt. Das CO2 wird anschließend mit einem Kohlefilter oder Wasser von den nun praktisch koffeinfreien Bohnen separiert, wobei als Reaktionsprodukt Kohlensäure entsteht. Das Kohlendioxid-Verfahren funktioniert nicht nur ohne den Einsatz von Chemikalien, sondern erhält außerdem einen Großteil der Aromastoffe des Kaffees. Außerdem entsteht bei dieser Methode nicht nur koffeinfreier Kaffee; auch das Koffein wird als Nebenprodukt gewonnen und beispielsweise für die Koffeinbeigabe von Getränken wie Cola genutzt.